Rede zum Stifterempfang am 19. November 2022

Lieben Dank für diese erste Musik, Regina Rothenbusch und Roger Bretthauer!

Vorab: ich fürchte, mindestens zwei Familien haben unsere Einladung nicht bekommen – vielleicht, weil wir Freunde und Bekannte bitten, solche Briefe mitzunehmen, die bei ihnen in der Nachbarschaft eingeworfen werden können. Ich bitte Sie, eventuell verärgerte Stifter und Freunde zu informieren, dass wir das sehr bedauern und uns entschuldigen möchten. Wir wollten bei unsren knapp 400 Briefen Porto sparen.

Nun zum Geschäftlichen:

Ich möchte jetzt für den Stiftungsrat berichten, was der Grund für die lange Pause unserer Stiftertreffen ist, wo wir im Moment stehen und wohin wir gehen möchten.

Nach mir wird Doris Stratmann als Schatzmeisterin die Finanzen erläutern und dann berichtet Kantor Roger Bretthauer, was er für die musikalische Arbeit geplant hat.

Zum Punkt 1 – der langen Pause:

Anders als in Vereinen ist die Finanzauskunft bei uns als unselbstständiger Stiftung komplizierter. Das Stiftungskapital hat nicht der Stiftungsrat in den Fingern – es ist aus Verwaltungsgründen dem Kreiskirchenamt anvertraut und wird wie kreiskirchliche Gelder angelegt.

Der Vorteil: wir haben tatsächlich in den letzten Jahren gut 1% Zinsen gekriegt!! Gut, das ist jetzt nicht die Welt, aber der Mensch freut sich!

Der Nachteil: wir haben in den letzten Jahren von dort keine Bilanzen bekommen!!! Deshalb haben wir Ihnen auch keine Auskunft geben können. Das war frustrierend, aber ich kann das erklären: Die Evangelische Kirche arbeitete traditionell mit dem Finanzsystem der Kameralistik. Das hat lange geklappt, hatte aber große Nachteile in der Klarheit über die Finanzlage der Gesamtstruktur. Vor Jahren hat man deshalb dort beschlossen, zur sogenannten Doppik zu wechseln, zur doppelten Buchführung wie man sie normalerweise als Kaufmann kennt. Die Kameralistik bildet lediglich die Ein- und Auszahlungen eines Haushaltsjahres ab, während die Doppik betrachtet auch Erträge und Aufwendungen, dient also der Darstellung des gesamten Ressourcenverbrauchs. Das macht richtig Sinn!

Aber bei dieser sehr komplexen, ich nenne es mal, Firmenstruktur ist der Umbau eine außerordentlich aufwändige Sache. Das haben die unterschätzt! Furchtbar zeitintensiv. Seit 2017 haben wir aus dem KKA keinen Jahresabschluss mehr kriegen können, weil die die Zahlen dafür einfach nicht hatten! Wir konnten Ihnen nichts Genaues vorlegen und können es auch bis jetzt nicht endgültig und belastbar. Die Kirche ist im Moment so weit einzugestehen, dass die Umstellung nicht wirklich klappt und sie sucht nach praktikablen Lösungen raus aus dem Dilemma. Die Nummer ist noch nicht zu Ende.

Aber wesentlich für uns ist: unsere Gelder sind gut verwahrt und sicher angelegt und es gibt keinen Grund des Misstrauens. Wirklich nicht!! Und so sitzen wir jetzt hier auch einigermaßen entspannt beieinander.

Zum Punkt 2: wo stehen wir jetzt?

Die Zeiten der hohen Zinserträge sind vorbei. Wegen Corona haben keine großen Konzerte stattgefunden, für die Zinserträge essentiell gewesen wären. Und für die Projekte, die stattfanden, reichte das Geld. Das heißt, es hat in der Qualität keine Einbußen gegeben. Da können wir nichts für, das hat sich so gefügt.

Ist Stiftungspolitik deshalb in diesen Zeiten falsch? Nein! Finanzmärkte ändern sich dauernd. Zurzeit steigen die Zinsen wieder. Mal schauen, wie es weiter geht.

Aus Stiftungskapital kann man aber keine Substanz abheben. Deshalb verfolgt der Stiftungsrat ab sofort eine zweigleisige Politik. Wir werden uns projekthaft auch um Spendenzuweisungen bemühen. Spenden können wir abheben und verwenden! Spenden können die Spender zweckgebunden anweisen, zum Beispiel „für die Monteverdi Marienvesper“. Wir überlegen zurzeit, wie wir das, ohne Verwirrung zu stiften, kommunizieren können und haben uns deshalb an die Gestaltung einer eigenen Homepage gemacht, auf der die Musik-Projekte zeitaktuell einsehbar sind, auf der wir zur Rückmeldung und zur Ideenbörse einladen. Dort erläutern wir auch, wie und wo man stiften oder aber spenden kann. Es wäre sehr schön, wenn Sie uns auf diesem Weg mit Rat und Tat begleiten würden. Bitte, reden Sie mit uns!

Zum Punkt 3 – wo gehen wir hin?

Niemand weiß im Moment, was nächstes Jahr sein wird. Wir haben die alten Gewissheiten nicht mehr!

Aber: dieser Stiftungsrat ist ein total fittes und motiviertes Team mit einem ganz hervorragenden Netzwerk! Dieser Kantor hat viel vor und ist zuversichtlich. Das Presbyterium unterstützt, so gut es kann. Wir alle werden sicherlich im Sinne unserer Stifter und Stifterinnen Lösungen suchen, Geld auftreiben und positiv in die Zukunft schauen. Versprochen!

Bitte, bleiben Sie uns gewogen!

Dagmar Liebscher